Ein hoher Turm, so viele Stufen unendlich weit auseinander. Ein Ziel so nah (für uns Erwachsene) und doch so unerreichbar fern (für die Kinder). Es ist schwer, den Kletterturm hochzuklettern. Es ist schwierig, die nächste Stufe zu erreichen, die Beine so zu setzen, das sie fest stehen. Den Körper so zu bewegen, dass man nicht das Gleichgewicht verliert. Die Hände müssen umgreifen, die Arme müssen den Körper halten, die Beine müssen fest stehen und hochdrücken. Und dann muss der Oberkörper sich nach vorne bewegen. Der Bauch darf nicht im Weg sein, der Kopf darf nicht anstoßen. Eine unendlich schwierige Aufgabe. Aber lösbar.
Es hat sie noch jedes Kind lösen können. Bisher hat noch jedes Kind sein Ziel auf dem Turm erreicht. Oben gestanden – den Spielplatz und die anderen Kinder von oben angeguckt. Die Rutsche ausprobiert. Das Leuchten in ihren Augen, der Stolz in ihren Gesichtern macht das Gefühl der Hilflosigkeit, der Verzweiflung, wieder weg. Wie schwer ist es für uns Erwachsene, nicht einzugreifen. Kinder nicht körperlich zu unterstützen, dafür mit motivierenden Worten, mit der Sicherheit für sie da zu sein und ihnen zu helfen, von vorn zu beginnen. Viele Kinder wissen sehr genau, was sie sich und ihren Körper zutrauen können, wie sie sich anlehnen oder hinlegen um wieder Kraft zu tanken aber nicht wieder von neuem anfangen zu müssen. Es gibt Kinder, die fangen einfach wieder von vorne an. Es gibt ehrgeizige Kinder, die sich über Fehlversuche und über Rückschritte sehr ärgern können. Es gibt verzweifelte Kinder. Es gibt Kinder, die eine sehr lange Zeit, sehr häufig probieren. Und es gibt die Kinder, die beim ersten Versuch sofort wissen, wie sie ihr Ziel erreichen. Es gibt auch Kinder, die die Leiter umgehen, und einfach einen anderen Weg finden – auch wenn dieser mit anderen Kraftanstrengungen oder mit anderen Hindernissen bewältigt werden muss.
Aber alle Kinder erreichen irgendwann ihr Ziel – ALLEIN. Sie haben Erfolg – mit dem wie sie sind und was sie können. Hauptsache sie versuchen es und wagen den ersten Schritt.
Es gibt kein Kind, was sie irgendwann komplett entmutigen lässt. Kein Kind, was es nicht immer wieder versucht. Und jedes Kind genießt sichtbar seinen Erfolg.
Und jedes Kinder klettert wieder hinauf. Belässt es nicht bei einem Mal sondern optimiert seine Kletter-Strategie. Klettert irgendwann sicherer und schnellerer.
Und jedes Kind hat Spaß an dem Moment.
Zu unserer Pädagogik: Für die, die uns noch nicht kennen: Wir unterstützen Kinder in dem was sie tun. Aber wir nehmen ihnen ihre Ziele nie vorweg. Auch wenn es ihnen Spaß macht zu rutschen. Genauso viel Spaß macht es ihnen auch, den Weg dorthin zu bestreiten. Und der Stolz es selbst geschafft zu haben, ist unbezahlbar. Deswegen heben wir die Kinder nie auf dem Kletterturm. Wir unterstützen sie, geben Sicherheit, motivieren sie, trösten sie. Und vor allem fühlen wir ihren Stolz und ihre Freude, es allein geschafft zu haben.